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Es gibt ein paar „Bücher“ in der Bibel, die sind schnell gelesen. Den „3. Johannesbrief“ schaffen Sie in unter 5 Minuten. Ob der Verfasser wirklich Johannes heißt, steht nicht drin, aber wir tun mal so.
Eine „christliche Gemeinde“, das ist in der Johannes-Zeit eine überschaubare Gruppe von Leuten, die sich regelmäßig in den Privat-Häusern trifft. Was passiert bei solchen Treffen? Sicher gehört dazu: Abendmahl feiern. Predigt oder Austausch. Beten. Man liest auch aus Briefen von Aposteln vor. Diese Briefe werden zwischen den Gemeinden herumgereicht.
Johannes schreibt hier aber nicht an eine ganze Gemeinde, sondern …
„… an den lieben Gaius, den ich lieb habe in der Wahrheit. Mein Lieber, ich wünsche, dass es dir in allen Stücken gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht“ (1-2).
Fast am Ende die Erklärung, warum der Brief so kurz ausfällt:
„Ich hätte dir viel zu schreiben. Aber ich will es nicht mit Tinte und Feder an dich schreiben. Ich hoffe aber, dich bald zu sehen. Dann wollen wir mündlich miteinander reden“ (13-14).
Aha! Johannes will Gaius sowieso demnächst persönlich treffen. Aber was gibt es denn vorher so Dringliches zu schreiben?
Es gibt Ärger: Johannes und ein paar Mitchristen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die verstreuten christlichen Gemeinden zu besuchen, um mit ihnen den Austausch zu pflegen. Aber in der Gemeinde von Gaius stoßen diese Reisenden auf Misstrauen und Widerstand:
… Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, weist uns ab. Darum, wenn ich komme, will ich ihn erinnern an seine Werke, die er tut. Denn er verleumdet uns mit bösen Worten und begnügt sich nicht einmal damit: Er selbst weist die Brüder ab und hindert auch die, die sie aufnehmen wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.
Mein Lieber, nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute. Wer Gutes tut, der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. (9-11)
Es ist wie so oft im richtigen Leben: Immer Ärger mit dem Chef. Diotrephes ist der Chef in der Gemeinde von Gaius. Oder er hält sich dafür. Und: Er hat wirklich Einfluss: Er kann Gäste abweisen. Und er kann Leute aus der Gemeinde werfen, die Gäste aufnehmen.
Warum tut Diotrephes so was? Vielleicht fürchtet er als die Nummer Eins um seine Macht, wenn plötzlich andere kommen, denen dann womöglich die Herzen zufliegen. Oder Diotrephes fürchtet um die reine christliche Lehre. Wenn da welche von außen erscheinen, bringen sie vielleicht eine Irrlehre mit, und da ist es besser, sich abzuschotten. Oder Diotrephes fürchtet um das Geld. Denn wenn man allen durchreisenden Wanderpredigern Unterkunft gewährt, dann leben die ja auf Kosten der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Geld, das man anderswo braucht.
Ob es nun um Macht, die reine Lehre oder die Kosten geht – es gibt einen gemeinsamen Nenner: die Furcht! Diotrephes fürchtet sich! Und zwar fürchtet er sich sehr. Sonst würde er nicht zu einer so radikalen Maßnahme greifen, Menschen aus der eigenen Gemeinde auszuschließen, weil sie diese „Eindringlinge“ beherbergen. Und wohl nur ein sehr geängstiger Diotrephes verleumdet die Wanderprediger – wobei wir nicht wissen: Macht Diotrephes das in böser Absicht, oder glaubt er wirklich, was er erzählt?
Gut, dass Johannes das bei seinem beabsichtigten Besuch mit Diotrephes persönlich klären möchte:
Darum, wenn ich komme, will ich ihn erinnern an seine Werke, die er tut. (10).
Vielleicht hat das später ja was geholfen. Vielleicht konnten sich Johannes und Diotrephes am Ende des Treffens in die Arme nehmen. Oder wenigstens die Hand geben. Das wäre ziemlich ideal. Vielleicht ließ sich aber auch nichts klären. Und vielleicht gab es kurz darauf zwei verschiedene christliche Gemeinschaften am selben Ort, die sich misstrauisch beäugten und viel aneinander zu kritisieren hatten.
Und warum schreibt Johannes all das dem Gaius?
- Einmal, um ihn zu loben: „Mein Lieber, du handelst treu in dem, was du an den Brüdern tust, zumal an fremden. Sie haben deine Liebe bezeugt vor der Gemeinde“ (5-6).
- Zum anderen: Johannes hat eine allgemeine und eine spezielle Bitte: „Mein Lieber, nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute! Wer Gutes tut, der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. Demetrius (Anm. DK: nicht Diotrephes!) hat ein gutes Zeugnis von jedermann und von der Wahrheit selbst. Und auch wir sind Zeugen und du weißt, dass unser Zeugnis wahr ist“ (V 11&12).
Die allgemeine Bitte: Gaius soll mit seiner Liebe zu den Fremden weitermachen, also gastfreundlich sein, und sich nicht von Diotrephes einschüchtern lassen. Die spezielle Bitte: Gaius soll einen gewissen Demetrius aufnehmen, der einen guten Ruf hat. Wahrscheinlich hat Demetrius den 3. Johannesbrief als sein Empfehlungsschreiben selbst im Gepäck.
Und die christliche Begründung: „Wer Gutes tut, der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.“ Nun ist es, gerade im Konflikt, manchmal nicht ganz klar, was das Gute und was das Böse ist, und schon gar nicht, wer die Gute und wer der Böse ist.
Ein Kriterium dafür fällt als Stichwort in diesem Brief: „Sie haben deine Liebe bezeugt vor der Gemeinde.“ Aha! Die Liebe!
Sie können sich selbst das ja gelegentlich fragen: „Denke, fühle, handle ich gerade wie Gaius in der Liebe? Oder denke, fühle handle ich gerade wie Diotrephes aus Furcht?“
Wo geht uns das was an? Mir sind zwei Bereiche eingefallen …
Erster Bereich: Glaubens-Gemeinschaften. Auch da gibt es manchmal kleine, sehr hierarchische Gruppen, wo Ton-angebende Menschen allzu besorgt über die „reine Lehre“ und wohl auch über die eigene Macht und Besserwisserei wachen. Die Konsequenz: Abschottung von Anderstickenden, Ausgrenzung von Anderstickenende.
Zweiter Bereich: Die Diotrephes-Fraktion in unserer Bundesrepublik-Gesellschaft: Da werden Leute, die von außen kommen, pauschal misstrauisch beäugt und sollen am besten gleich wieder verschwinden. Die könnten ja sonst die Einfluss-Sphären verschieben (Furcht um die Macht), die „deutsche Leitkultur“ aufweichen (Furcht um die reine Lehre) und Unterstützungen in Anspruch nehmen (Furcht um Kosten).
Da möchte ich einfach den Johannes-Appell an Sie weitergeben: „Mein Lieber, nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute. Wer Gutes tut, der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.“
Oder anders: Handeln Sie mehr aus Liebe als aus Furcht! Und lassen Sie sich von den Drohungen der heutigen Diotrephesse nicht bange machen. Diotrephes ist ja selbst angstgesteuert. Sie bitte und um Gottes willen nicht!
Gott, dazu bitte ich Dich für heute um Deinen Geist: Dass die Liebe mein Fühlen, denken und Tun leitet. Und nicht Angst. Amen.
Es
gibt ein paar „Bücher“ in der Bibel, die sind schnell gelesen. Den „3. Johannesbrief“
schaffen Sie in unter 5 Minuten. Ob der Verfasser wirklich Johannes heißt,
steht nicht drin, aber wir tun mal so.
Eine
„christliche Gemeinde“, das ist in der Johannes-Zeit eine überschaubare Gruppe
von Leuten, die sich regelmäßig in den Privat-Häusern trifft. Was passiert bei
solchen Treffen? Sicher gehört dazu: Abendmahl feiern. Predigt oder Austausch.
Beten. Man liest auch aus Briefen von Aposteln vor. Diese Briefe werden zwischen
den Gemeinden herumgereicht.
Johannes
schreibt hier aber nicht an eine ganze Gemeinde, sondern …
„… an den lieben Gaius, den ich lieb habe in der Wahrheit. Mein Lieber,
ich wünsche, dass es dir in allen Stücken gut gehe und du gesund seist, so wie
es deiner Seele gut geht“ (1-2).
Fast
am Ende die Erklärung, warum der Brief so kurz ausfällt:
„Ich hätte dir viel zu schreiben. Aber ich will es nicht mit Tinte und
Feder an dich schreiben. Ich hoffe aber, dich bald zu sehen. Dann wollen wir
mündlich miteinander reden“ (13-14).
Aha!
Johannes will Gaius sowieso demnächst persönlich treffen. Aber was gibt es denn
vorher so Dringliches zu schreiben?
Es
gibt Ärger: Johannes und ein paar Mitchristen hatten es sich zur Aufgabe
gemacht, die verstreuten christlichen Gemeinden zu besuchen, um mit ihnen den
Austausch zu pflegen. Aber in der Gemeinde von Gaius stoßen diese Reisenden auf
Misstrauen und Widerstand:
… Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein will, weist uns ab. Darum,
wenn ich komme, will ich ihn erinnern an seine Werke, die er tut. Denn er
verleumdet uns mit bösen Worten und begnügt sich nicht einmal damit: Er selbst
weist die Brüder ab und hindert auch die, die sie aufnehmen wollen, und stößt
sie aus der Gemeinde.
Mein Lieber, nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute. Wer
Gutes tut, der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. (9-11)
Es
ist wie so oft im richtigen Leben: Immer Ärger mit dem Chef. Diotrephes ist der
Chef in der Gemeinde von Gaius. Oder er hält sich dafür. Und: Er hat wirklich
Einfluss: Er kann Gäste abweisen. Und er kann Leute aus der Gemeinde werfen,
die Gäste aufnehmen.
Warum tut Diotrephes so was? Vielleicht fürchtet er als die
Nummer Eins um seine Macht, wenn plötzlich andere kommen, denen dann womöglich
die Herzen zufliegen. Oder Diotrephes fürchtet um die reine christliche Lehre.
Wenn da welche von außen erscheinen, bringen sie vielleicht eine Irrlehre mit,
und da ist es besser, sich abzuschotten. Oder Diotrephes fürchtet um das Geld.
Denn wenn man allen durchreisenden Wanderpredigern Unterkunft gewährt, dann
leben die ja auf Kosten der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Geld, das man
anderswo braucht.
Ob
es nun um Macht, die reine Lehre oder die Kosten geht – es gibt einen
gemeinsamen Nenner: die Furcht! Diotrephes fürchtet sich! Und zwar
fürchtet er sich sehr. Sonst würde er nicht zu einer so radikalen Maßnahme
greifen, Menschen aus der eigenen Gemeinde auszuschließen, weil sie diese „Eindringlinge“
beherbergen. Und wohl nur ein sehr geängstiger Diotrephes verleumdet die
Wanderprediger – wobei wir nicht wissen: Macht Diotrephes das in böser Absicht,
oder glaubt er wirklich, was er erzählt?
Gut,
dass Johannes das bei seinem beabsichtigten Besuch mit Diotrephes persönlich
klären möchte:
Darum, wenn ich komme, will ich ihn erinnern an seine Werke, die er
tut. (10).
Vielleicht
hat das später ja was geholfen. Vielleicht konnten sich Johannes und Diotrephes
am Ende des Treffens in die Arme nehmen. Oder wenigstens die Hand geben. Das
wäre ziemlich ideal. Vielleicht ließ sich aber auch nichts klären. Und
vielleicht gab es kurz darauf zwei verschiedene christliche Gemeinschaften am
selben Ort, die sich misstrauisch beäugten und viel aneinander zu kritisieren
hatten.
Und
warum schreibt Johannes all das dem Gaius?
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Einmal, um ihn zu loben: „Mein Lieber, du handelst treu in dem,
was du an den Brüdern tust, zumal an fremden. Sie haben deine Liebe bezeugt vor
der Gemeinde“ (5-6).
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Zum anderen: Johannes hat eine allgemeine und eine spezielle Bitte:
„Mein Lieber, nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute! Wer Gutes tut,
der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. Demetrius (Anm.
DK: nicht Diotrephes!) hat ein gutes Zeugnis von jedermann und von
der Wahrheit selbst. Und auch wir sind Zeugen und du weißt, dass unser Zeugnis
wahr ist“ (V 11&12).
Die allgemeine Bitte: Gaius soll mit seiner
Liebe zu den Fremden weitermachen, also gastfreundlich sein, und sich nicht
von Diotrephes einschüchtern lassen. Die spezielle Bitte: Gaius soll
einen gewissen Demetrius aufnehmen, der einen guten Ruf hat. Wahrscheinlich hat
Demetrius den 3. Johannesbrief als sein Empfehlungsschreiben selbst im Gepäck.
Und die christliche Begründung: „Wer Gutes tut,
der ist von Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.“ Nun ist es,
gerade im Konflikt, manchmal nicht ganz klar, was das Gute und was das Böse
ist, und schon gar nicht, wer die Gute und wer der Böse ist.
Ein Kriterium dafür fällt als Stichwort in diesem
Brief: „Sie haben deine Liebe bezeugt vor der Gemeinde.“ Aha! Die Liebe!
Sie können sich selbst das ja gelegentlich fragen:
„Denke, fühle, handle ich gerade wie Gaius in der Liebe? Oder denke,
fühle handle ich gerade wie Diotrephes aus Furcht?“
Wo
geht uns das was an? Mir sind zwei Bereiche eingefallen …
Erster
Bereich: Glaubens-Gemeinschaften.
Auch da gibt es manchmal kleine, sehr hierarchische Gruppen, wo Ton-angebende
Menschen allzu besorgt über die „reine Lehre“ und wohl auch über die eigene
Macht und Besserwisserei wachen. Die Konsequenz: Abschottung von
Anderstickenden, Ausgrenzung von Anderstickenende.
Zweiter
Bereich: Die Diotrephes-Fraktion in
unserer Bundesrepublik-Gesellschaft: Da werden Leute, die von außen kommen,
pauschal misstrauisch beäugt und sollen am besten gleich wieder verschwinden. Die
könnten ja sonst die Einfluss-Sphären verschieben (Furcht um die Macht), die
„deutsche Leitkultur“ aufweichen (Furcht um die reine Lehre) und
Unterstützungen in Anspruch nehmen (Furcht um Kosten).
Da
möchte ich einfach den Johannes-Appell an Sie weitergeben: „Mein Lieber,
nimm nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute. Wer Gutes tut, der ist von
Gott. Wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.“
Oder
anders: Handeln Sie mehr aus Liebe als aus Furcht! Und lassen Sie sich von den
Drohungen der heutigen Diotrephesse nicht bange machen. Diotrephes ist ja
selbst angstgesteuert. Sie bitte und um Gottes willen nicht!
Gott, dazu bitte ich Dich für heute um Deinen Geist: Dass die Liebe mein
Fühlen, denken und Tun leitet. Und nicht Angst. Amen.